Reef Check im Robinson Club Soma Bay März 2007

Erster Reef Check im Robinson Club Soma Bay: ein voller Erfolg!

von Jenny Krutschinnajenny2 (Reef Check Europe)

Unterstützt von Robinson und TUI Deutschland konnte Reef Check Anfang März 2007 den ersten Reef Check in der Bucht von Safaga in Ägypten durchführen, ein weiterer Termin steht Anfang August auf dem Programm. Diese ersten beiden Wochen haben unsere Erwartungen bereits deutlich übertroffen:

Nicht nur der herzliche Empfang und die tolle Unterstützung durch Mario Grimmer und sein Team von der Tauchbasis, sondern auch das rege Interesse der Tauchgäste ließen den ersten Reef Check im Robinson Club Soma Bay bereits zu einem großen Erfolg werden.

Trotz der Tatsache, dass bei den noch verhältnismäßig kühlen Frühjahrstemperaturen relativ wenig Tauchgäste vor Ort waren, die vom Ausbildungsstand her für eine Teilnahme infrage kamen, hatten wir viele Interessenten und konnten davon 15 Personen zur aktiven Teilnahme am Reef Check gewinnen.

Durch den ausführlichen Einführungsvortrag, mehrere theoretische und praktische Trainingseinheiten sowie zahlreiche persönliche Gespräche auf dem Tauchboot, im Club und bei den Mahlzeiten haben etwa 60-70 Personen Näheres über die Arbeit von Reef Check und das Engagement von TUI und ROBINSON für den Riffschutz erfahren. Die Resonanz war durchweg positiv und Taucher wie Nichttaucher haben regen Gebrauch von der Möglichkeit gemacht, eine Meeresbiologin nach ihnen bisher unbekannten Zusammenhängen zu fragen. Die interessanten Gespräche und Diskussionen, die sich daraus ergeben haben, haben uns allen viel Spaß gemacht.

Während der ersten Woche wurde zunächst eine erste Bestandsaufnahme der clubnahen Riffe in der Bucht von Safaga gemacht und geprüft, welche Riffe sich von ihrem Aufbau und Allgemeinzustand her für Reef Check-Untersuchungen mit Tauchsportlern eignen. Gleichzeitig haben wir einige Tauchlehrer und –guides in die Reef Check Abläufe und Methoden eingewiesen. Ein Teil der Gäste bekam bereits eine theoretische Reef Check- Ausbildung, um in der zweiten Woche sofort mit der Teilnahme an den praktischen Arbeiten unter Wasser teilnehmen zu können. Dabei werden leicht erkennbare Organismen wie Zackenbarsche und Falterfische, Langusten, Muscheln und Seeigel gezählt, die als lokale und regionale Anzeiger für die Riffgesundheit dienen.

In der zweiten Woche haben die interessierten Taucher unter Anleitung der Wissenschaftlerin an vier Riffen vollständige Reef Check-Untersuchungen durchgeführt und nach wissenschaftlichen Methoden Daten erhoben, die anschließend gemeinsam besprochen und beurteilt wurden. Nach der Prüfung durch die Reef Check-Zentrale gehen diese wertvollen Informationen in die weltweiten Berichte zum Zustand der Korallenriffe ein und werden Wissenschaftlern in aller Welt für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt.

Die Beobachtungen während der beiden Pilotwochen ergaben ein geteiltes Bild.

Trotz des regelmäßigen Tauchbetriebs ist der überwiegende Teil der betauchten Riffe in bemerkenswert gutem Zustand. Insbesondere der direkt der angrenzenden Landzunge vorgelagerte Tauchplatz Abu Soma Garden sowie das Riff vor Tobia Hamra zeigen vielfältige, gesunde Riffe mit einem breiten Artenspektrum. Zwar spiegeln die Fischzahlen an allen betauchten Plätzen das allgemeine Bild reduzierter Bestände wider, dennoch konnten einige größere Individuen sowohl pflanzenfressender Arten wie Papageien- und verschiedene Falterfische sowie wichtiger Raubfische (z.B. Zackenbarsche) beobachtet werden.

Ein abweichendes Bild zeigen die nur wenig entfernt in der Bucht gelegenen Formationen Tobia Soraya und Gamul Soraya. Die Korallen dieser Riffe sind zu einem großen Teil abgestorben und von zahlreichen Algen bewachsen, die eine Regeneration dieser Riffbereiche unmöglich machen. Auch das Spektrum der Wirbellosen und Fische erscheint an diesen Plätzen bereits deutlich reduziert.

Erkennbare Gründe für diesen Zustand gibt es zunächst nicht. Es konnte nicht ermittelt werden, ob diese Riffe möglicherweise von Einheimischen trotz Verbot bevorzugt befischt worden sind und es so zu einer Störung des Gleichgewichts gekommen ist. Ein weiterer Grund könnten besondere Strömungsverhältnisse in der Bucht sein, die möglicherweise nährstoffreiches (Ab-)Wasser aus der nahe gelegenen Hafenstadt Safaga in diese Bereiche eintragen.

In krassem Gegensatz zu diesem Bild steht der etwas nördlich gelegene Tauchplatz Shaab Sayman, dessen Korallenbewuchs seinesgleichen sucht. Obgleich der Küste direkt vorgelagert, sind die schönen Formationen aus Tisch- und Geweihkorallen durch einen tieferen Sandkanal vor Sedimentation geschützt und können aufgrund ihrer exponierten Lage vor der Küste nur bei ruhigem Wetter von Tauchern besucht werden. Leider zeigt die Riffflanke an mehreren Stellen erschütternde Bilder der Zerstörung. Mehrere Meter breite, tiefe Krater sind hier in die alten Korallen gerissen, die auf verheerende Ankerschäden aus jüngerer Zeit hindeuten.

Die Tatsache, dass an diesem Riff keine Ankerboje vorhanden ist, gibt zu Befürchtungen Anlass, dass sich solche irreparablen Schäden in Zukunft weiter mehren könnten. Die ROBINSON-Tauchguides vertäuen ihr Tauchschiff derzeit an diesem Platz, indem sie selbst mit der Leine hinabtauchen und diese an einem alten Mooring-Block sicher vertäuen. Es wäre aber dringend nötig, hier dauerhaft wieder mindestens zwei sichere Ankerbojen zu etablieren, um dieses außergewöhnliche Riff erhalten zu können.

Für eine umfassende Beurteilung der Situation in Soma Bay ist es derzeit noch zu früh. Um einen Trend erkennen und eine umfassendere Bestandsaufnahme machen zu können, wäre es aus wissenschaftlicher Sicht wichtig, die Riffe um Soma Bay längerfristig und regelmäßig zu untersuchen. Die besondere Situation, dass in Kürze möglicherweise Tauchplätze um Safaga Island in die Untersuchungen einbezogen werden können, die seit vielen Jahren nicht touristisch betaucht worden sind, machen Soma Bay auch aus wissenschaftlicher Sicht besonders wertvoll und lassen auf wichtige neue Ergebnisse hoffen.

Das große Interesse der Tauchgäste sowie das tolle Engagement des Tauchbasis-Teams haben gezeigt, dass ein auf den Clubablauf abgestimmtes Reef Check Angebot sehr gut angenommen wird und die Gäste das erweiterte Umweltengagement von ROBINSON durchweg positiv bewerten. Dass das Bewusstsein für diese Themen im Staff allgemein vorhanden ist und durch die Basisleitung aktiv gefördert wird, ist leider nicht überall ebenso selbstverständlich. Die ROBINSON - Praxis, Tauchplätze nur dann zu besuchen, wenn maximal 3-4 Schiffe gleichzeitig dort liegen, erhöht nicht nur den Tauchkomfort sondern schützt auch die Riffe.

Auch das Gebot, das vorgelagerte Hausriff nur entlang der parallel zum Riff verlegten Leinen zu betauchen, mag dazu beitragen, dass an diesem kleinen Lagunenriff nicht nur von Tauchern ein gutes Spektrum unterschiedlicher Arten beobachtet werden kann und das Riffdach weitgehend intakt ist. Für vollständige Reef Check Untersuchungen ist dieses Riff aufgrund seiner Struktur nicht geeignet, kann aber mit interessierten Schnorchlern besucht und in die Reef Check Erstausbildung eingebunden werden.

Abschließend möchte ich allen herzlich danken, die die beiden ersten Reef Check Wochen in Soma Bay ermöglicht und zu einem so schönen Erfolg haben werden lassen.

Unser besonderer Dank gilt TUI Deutschland und ROBINSON; weiterhin wurde die Aktion unterstützt von Waterproof of Sweden, DAN Europe sowie Olympus Deutschland. Unser persönlicher Dank gilt Inga Schnapauff, Monika Ernst, Thomas Hagspiel und Arne Kretschmer in Hannover sowie Mario Grimmer und seinem ganzen Team, die uns so selbstverständlich integriert und in jeder Hinsicht toll unterstützt haben – und natürlich allen unseren Teilnehmern!

Jenny Krutschinna, Reef Check e.V.